Die Hotellerie steht vor einer Vielzahl wirtschaftlicher Herausforderungen, insbesondere im Bereich der Hotelrestaurants. Im Interview mit Rolf Westermann, Chefredaktion der AHGZ, und Alexandra Habdank, Redaktionsleiterin der AHGZ, sprechen zwei Experten der Branche über die größten Baustellen und Chancen für Hotelrestaurants.
Einer der Schwerpunkte des Deutschen Hotelkongress 2025 liegt auf Hotel-F&B und der Lösung der aktuell drängendsten Probleme.Wir haben die beiden Branchen-Experten, die Mitorganisatoren der Veranstaltung am 18. & 19. Februar 2025 in Mainz sind, zusammen befragt. Hier das heitere Interview.
Als Chefetage der AHGZ führt ihr Woche für Woche jede Menge Fachgespräche. Hand aufs Herz: Was war die skurrilste Hotelgeschichte, die ihr je gehört habt?
Rolf Westermann: Die Entlassung eines CEO, von der anscheinend viele wussten, nur der Betroffene nicht.
Alexandra Habdank: Mitarbeitende, denen die bevorstehende Schließung des Hotels, in dem sie tätig waren, nicht mitgeteilt wurde. Sie mussten sich dann mit den Gästen auseinandersetzen, die vor verschlossener Tür standen, und wussten selbst nicht, was Sache war.
Wenn du einen Tag in einem Hotelrestaurant arbeiten würdest, welche Aufgabe würdest du dir freiwillig aussuchen – und welche Aufgabe auf keinen Fall?
Alexandra: Ich könnte die Tische eindecken oder in der Küche helfen. Servieren würde ich nur im Notfall. Ich bewundere jeden, der sicher ein volles Tablett tragen kann.
Apropos Restaurant: Warum ist der F&B-Bereich in der Hotellerie häufig ein „Sorgenkind“?
Rolf: Wer es richtig macht, hat viel Freude damit und noch dazu einen großen Umsatzbringer.
Haha, jetzt bist du der Frage aber geschickt ausgewichen. Nochmal anders gefragt: Was macht eurer Erfahrung nach den Erfolg von Hotelrestaurants aus, die hoch profitabel sind?
Rolf: Das richtige Angebot und eine gute Location. Zugang von außen für die Community. Darf nicht mit der linken Hand des Hoteliers betrieben werden.
Alexandra: Wichtig ist, dass die Preise die Locals nicht abschrecken. Cleveres Marketing hilft. Im besten Fall wird das Hotel zum Hotspot der Nachbarschaft.
Kurzer Hinweis:
Heul doch… oder mach was – wie F&B endlich profitabel wird
Beim Deutschen Hotelkongress zeigen wir, wie man mit datenbasierten Entscheidungen, innovativen Konzepten und konsequenter Umsetzung den F&B-Bereich gewinnbringend gestalten kann.
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Wie seht ihr die Entwicklung der Branche in den kommenden Jahren allgemein und auch insbesondere in Hinblick auf die wirtschaftlichen Herausforderungen und Chancen im F&B-Bereich?
Rolf: Schwieriges Umfeld, kennen wir alle. Insgesamt überwiegen die großen Chancen des Rundum-Erlebnisses Gastronomie.
Alexandra: Auch wenn es konjunkturbedingte Schwankungen in der Nachfrage gibt, bleibt das Grundbedürfnis der Menschen nach Genuss und Geselligkeit. Eine besonders große Herausforderung ist der Arbeitskräftemangel. Hier muss die Branche zeitgerechte Strategien entwickeln.
Ein Programmpunkt beim Deutschen Hotelkongress beschäftigt sich mit konkreten Maßnahmen für mehr Profitabilität im F&B-Bereich. Welche Stellschrauben sollten Hoteliers in diesem Zusammenhang dringend anpacken?
Alexandra: Innovationsbereitschaft ist mehr denn je gefragt. Auch hier kann eine kluge Vermarktungsstrategie helfen.
Rolf: Die Weitergabe der Preise an die Gäste ist wichtig. Aber entscheidend ist, dass die Prozess- und Einkaufskosten sinken. Sonst werden immer mehr Menschen vom Genuss ausgeschlossen.
Digitalisierung und Automatisierung können definitiv dabei helfen, die Operations zu verbessern und damit die Kosten zu reduzieren, wie von dir angemahnt. Auf was kommt es im Zusammenhang mit Digitalisierung im Hotel-Business besonders an?
Rolf: Dass der Mensch im Mittelpunkt bleibt.
Alexandra: Dass Prozesse zuerst optimiert und keine schlechten Prozesse digitalisiert werden. Nicht jeder Prozess wird durch Digitalisierung besser.
Wenn es ein Hotel gäbe, das eure Namen trägt – was wäre jeweils sein USP?
Alexandra: Ich würde eine Atmosphäre der Ruhe und Inspiration schaffen wollen.
Rolf: Authentischer und herzlicher Service, Farben, Design, Kreativität
Glaubt ihr, dass die Zukunft der Hotellerie eher in minimalistischen Konzepten oder in pompösen Erlebnissen liegt?
Rolf: Viele Kategorien haben ihre Chancen, wenn sie gut gemacht sind. Es gibt kein entweder / oder sondern ein sowohl als auch.
Alexandra: Dem kann ich nur zustimmen. Beide Ansätze sprechen unterschiedliche Zielgruppen an und können wirtschaftlich erfolgreich sein.
Um die Zukunft der Hotellerie geht es auch beim Deutschen Hotelkongress. Wie hat sich der Fokus der Veranstaltung über die Jahre verändert?
Alexandra: Ein wichtiger Fokus der AHGZ ist der Mittelstand, das spiegelt sich dieses Jahr in Mainz auch auf der Bühne wider.
Rolf: Und wir schauen mehr über den Tellerrand hinaus, sowohl international als auch in angrenzende Themenfelder und auf den beruflichen Nachwuchs.
Worauf freut ihr euch im Hinblick auf den Deutschen Hotelkongress am meisten?
Rolf: Auf das „Klassentreffen“, dass alle da sind und gute Laune mitbringen.
Alexandra: Netzwerken, Austausch und Inspiration
Wer wird Hotelier des Jahres 2025?
Rolf: Wollte es gerade schreiben, konnte mich aber gerade noch in letzter Sekunde zurückhalten 😀
Na gut, dann eben das: Welche Frage würdest du Rolf Westermann in einem Interview stellen?
Rolf: Das frage ich mal Alexandra.
Alexandra: An deiner Stelle? Natürlich würde ich auch wissen wollen, wer dieses Jahr die renommierte Auszeichnung bekommt. Die Antwort gibt‘s aber erst am 18. Februar.
Zu den Personen
Rolf Westermann ist seit mehr als 35 Jahren Journalist und begleitet seit fast 30 Jahren Führungspositionen, unter anderem als Chefredakteur der Nachrichtenagentur dapd und später Ressortleiter der BILD Bundesausgabe in Berlin. Seit 2014 ist er in der Chefredaktion der ahgz Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung, seit 2021 gehört er der Chefredaktion der dfv Hotel- und Gastromedien (dfv Mediengruppe/Deutscher Fachverlag) an.
Westermann ist regelmäßig Co-Moderator der renommierten Awardgala Hotelier des Jahres, des Deutschen Hotelkongresses und der Gala der Gourmetgastronomie, der Nacht der Sterne.
Alexandra Habdank ist seit 2023 Redaktionsleiterin bei der ahgz. Zuvor war sie als Wirtschaftsredakteurin und Finanzkorrespondentin bei Business Insider tätig. Bevor sie zu dem Online-Newsportal wechselte, recherchierte, schrieb und moderierte sie für verschiedene Magazine beim F.A.Z.-Fachverlag für Finanzen und Wirtschaft, wo sie auch ihr Volontariat absolviert hat. Studiert hat Alexandra Habdank internationale Politikwissenschaft in Paris und Lüneburg.